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Nächstenliebe im Drogenkiez

Unser Café ‚SehnSucht‘ mittendrin

Nächster Halt Kottbusser Tor, Ausstieg links. Also raus aus der U8 und ab in`s multikulti Gewimmel am Kotti. Ok, hier ist nicht gerade der Wohlfühlort. Wenn man hinschaut erlebt man Dreck, Drogen, Obdachlosigkeit. Aber für uns ist es hier absolut richtig. Genau in diesem Szenario liegt unser Café Sehnsucht, eine Anlaufstelle für die Gestrandeten. 

Seit über 7 Jahren sind wir bereits vor Ort. Als Team wechseln wir uns ab, so können wir das Café von Montag bis Donnerstag offen halten.

Willkommen ist hier immer jeder und besonders die, die in ihrer Not nicht wissen wohin. Obdachlose, professionelle Musiker, Methadonabhängige, Studenten, ehemalige Gefängnisinsassen und Lebenskünstler, alle genießen das Gefühl Teil von etwas zu sein. 

 

Im Herzen von Berlins berüchtigtem Drogenkiez am Kottbusser Tor hat Hope Kreuzberg eine sichere Oase geschaffen. Ein Ort, an dem man sich über seine Sorgen und Freuden austauschen kann, an dem man von Veränderung hört und von einer lebendigen Hoffnung. Die Mitarbeiter von Hope Kreuzberg sind mit Begeisterung bei der Sache. Sie kümmern sich um jeden einzelnen und stehen mit Rat und Tat zur Verfügung. Man ist eben einfach füreinander da, hört auf die Nöte, die Sorgen, eben auf alles das, was das Gegenüber beschäftigt.

 

Immer wieder mal gibt es das eine und andere Highlight, wie z. B. eine großangelegte Osterveranstaltung oder unser ‚Real Christmas‘ in den Räumen vom Café SehnSucht. Seit Corona ist hier auch die tägliche Essensausgabe zum festen Bestandteil geworden.

 

Im Lauf der Zeit sind wunderbare Freundschaften entstanden und so manche Not wurde gelindert durch den seelischen Beistand und durch materielle Hilfe. Auch konnten wir immer wieder Einzelne in Rehabilitationseinrichtungen und Sozialstationen vermitteln.

Das alles macht Hope Kreuzberg aus und das Schönste ist es, dass unsere `Freunde` gerne zu uns kommen. Für sie ist das Café SehnSucht mittlerweile ihr Wohnzimmer geworden. Wenn dann am Donnerstagabend unser regelmäßiger Gottesdienst, die Jesus-Zeit, stattfindet, dann sind immer auch etliche `Freunde` mit dabei und gerne nehmen sie das angebotene persönliche Gebet in Anspruch.

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Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Ich stehe mit der obdachlosen H. auf dem Kotti und höre mir ihre Not an. Als ich mich verabschieden will, stellt sie mir ihren Sohn D. vor, der gerade vom Arzt kommt. „Ist alles okay bei dir?“, frage ich ihn. Er zuckt nur niedergeschlagen mit den Achseln. Er schaut mich fragend an, dann runzelt er die Stirn und schüttelt den Kopf. Dieses Mal sagt sein Blick eindeutig: ich habe ziemliche Probleme!

Für Leute wie D., dreht sich die Welt in ihren gewohnten Bahnen mit der ganzen Last Ihrer Probleme. Sie sind letzten Endes immer auf die Hilfe anderer angewiesen.

Die Mutter H. erzählt mir, dass sie Geld abheben wollte, aber ihr Personalausweis ist abgelaufen und so bekam sie kein Geld. Der neue Personalausweis kostet aber zehn Euro, die H. nicht hat. Damit sie bei der Kunden-Notstelle einen Termin bekommt, muss sie diesen telefonisch beantragen. Doch ihre Sim-Karte ist ebenfalls leer.
 

Nach einem Besuch im Kiosk, der Installation einer neuen Sim-Karte, mehreren Telefonanrufen und der Übergabe von zehn Euro sitzen wir zu zweit auf einer Treppe und beten. Ich danke Gott für diese Frau und dafür, dass er sie auch weiterhin versorgen wird. Schließlich betet H.: „Danke Jesus! Und Danke euch! Da kann man echt wieder an einen Gott glauben.“ Amen.

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Ein ganz normaler Tag im ‚SehnSucht‘

Noch ein paar Betontreppenstufen bis zur Eingangstür am Café. Doch die ist mal wieder nur in einem Slalom um Blutflecken und verwendete Spritzen herum zu erreichen. Zeugnisse der vergangenen Nacht. Gott sei Dank ist der Leuchtbandschriftzug GOTT HÖRT DEIN GEBET 24/7 im Schaufenster des Cafés zu sehen. Egal wie groß die Not auch ist, Gott ist immer da.         

 

Nun beginnt der Dienst mit Vorbereitungen für die Öffnung um 12 Uhr.  Kaffee kochen, Tische decken (Tassen, Milch, Zucker, Kekse und Blümchen) und Treppe säubern ist der eine, aber auch die Zeit für Andacht und Gebet aller Mitarbeiter, ist der andere feste Bestandteil des täglichen Ablaufs.

 

Wenn die Gäste das Café betreten, werden sie freundlich begrüßt. Oft schmieren wir Käsebrote gegen den ersten Hunger für die, die sich sonst nichts leisten können Durch die wöchentliche Tafellieferung gibt es verschiedene Brotsorten, unter anderem auch weiche Toastscheiben für manche unserer fast zahnlosen Gäste.

 

Parallel beginnen mehrere Mitarbeiter mit der Essenszubereitung. Da wir ca. 60–80 Portionen täglich frisch kochen, braucht es zwei Stunden Zeit, bis der Reis fertig ist, die Nudeln al dente oder die Linsen perfekt abgeschmeckt sind.

Vor dem Austeilen des Mittagessens gibt es einen kurzen biblischen Impuls oder ein persönliches Zeugnis. Das kann dann schon mal zu spontanen Rückfragen und kurzen Diskussion führen. Aber das ist gut so, zeigt es doch, dass die Gäste sich mit dem Gehörten beschäftigen. Anschließend bringen wir die gefüllten Teller an die Tische. Reichen die Sitzplätze im Café nicht aus (besonders in den Wintermonaten), füllen wir einzelne Portionen in Bechern zum Mitnehmen ab.

 

Immer wieder bringen wir in einem zweiten Topf warmes Essen nach draußen. Direkt am Kottbusser Tor in der Nähe des Szenetreffs kommen viele obdachlose und suchtkranke Menschen zu unserer mobilen Essensausgabe mit Kaffee und Tee. Auch eine kleine Auswahl an Bibeln in verschiedenen Sprachen haben wir dabei. Hier ergeben sich ganz natürlich Gespräche über Gott und die Welt. So können wir immer wieder mal Gebet anbieten und zur „Jesus-Zeit“ (unser Gottesdienst am Donnerstagabend) einladen.

 

Wenn um 15.30 Uhr alle Gäste gegangen sind, gibt es nach getaner Arbeit eine Feedback-Runde, um das Erlebte einander mitzuteilen und auch zu verarbeiten. Immer wieder kommt es zu teilweise unangenehmen Zwischenfällen, die emotional herausfordernd sind und die wir nochmal reflektieren.

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